Bangalore, Indien
Ich möchte euch von meinem Lehrer erzählen, der schon 116 Jahre alt ist. Dieser Mann gab Mahatma Gandhi Unterricht in den Schriften der Bhagavad Gita, als er von Südafrika zurückkehrte.
Die Bhagavad Gita tritt für Gleichmut und Gelassenheit ein. Mein Lehrer erzählte deshalb folgende Begebenheit, die er mit Mahatma Gandhi erlebt hatte.
Er war zusammen mit Mahatma Gandhi und dessen Frau Kasturba Gandhi im Yerwada Gefängnis gewesen.
Die Begebenheit ereignete sich am letzten Lebenstag Kasturba Gandhis. Sie lag auf dem Sterbebett, und Mahatma Gandhi kam aus ihrem Zimmer heraus. Er sagte zu meinem Lehrer: „Bangalori, heute ist mein Probetag. Heute werde ich sehen, wie sehr ich meine Gelassenheit bewahren und jeden Menschen gleich sehen kann. Am heutigen Tag werde ich getestet.”
Nachdem er das gesagt hatte, bat er ihn, das zweite Kapitel der Bhagavad Gita zu lesen. Während mein Lehrer ihm vorlas, flossen Tränen aus Bapus (Mahatma Gandhis) Augen. Noch am selben Tag verließ Kasturba Gandhi ihren Körper.
Mahatma Gandhi erkannte nun, dass er seiner Frau immer den eigenen Willen aufgezwungen, und sie gar keinen eigenen Willen gehabt hatte. Er sagte: „Sie ist die wirkliche Heilige, denn sie hat mir bis zum letzten Atemzug gedient.”
Die Bhagavad Gita war das Licht, an dem Mahatma Gandhi sich orientierte. Er war gegen religiöse Bekehrung und gegen den Konsum alkoholischer Getränke, aber heutzutage spricht niemand mehr darüber. Er setzte sich auch gegen das Schlachten von Tieren ein. Er war eine außerordentlich mitfühlende Persönlichkeit und ein Vertreter von Ahimsa, Gewaltlosigkeit.
Mahatma Gandhi trank noch nicht einmal Kuhmilch, weil er der Ansicht war, das Kalb hätte zuallererst ein Anrecht darauf. Einmal erlebte er, wie eine Kuh zu hart gemolken wurde, sodass ein Blutstropfen heraustrat. Von diesem Tag an gab er es ganz auf, Kuhmilch zu trinken, und nahm nur noch Ziegenmilch zu sich.
Obwohl Mahatma Gandhi ein so großer Fürsprecher von Ahimsa war, ist Indien heute der größte Rindfleichexporteur der Welt. 7.8 Millionen Tiere wurden in den letzten paar Jahren in diesem Land geschlachtet.
Es ist sehr traurig, dass wir Mahatma Gandhis Geburtstag feiern, aber das, was er befürwortete, nicht befolgen.
Ich denke, die Jugend Indiens sollte aufwachen und die Gebote von Ahimsa befolgen. Sie sollte Mitgefühl (auch gegenüber Tieren) entwickeln, das Verbot von Rauschmitteln unterstützen und am Satsang teilnehmen. Mahatma Gandhi führte täglich Satsangs durch. Wir ehren Mahatma Gandhi, indem wir diese Dinge beherzigen.
Religiöse Bekehrungen sollten ebenfalls nicht stattfinden. Mahatama Gandhi war dagegen, dass man Menschen dazu anhält, ihre Religion zu wechseln, wie es heute in Indien geschieht.