Das Leben ist eine Kombination von Einfachheit und Komplexität. Auf der einen Seite ist das Leben sehr einfach, auf der anderer Seite ist es äußerst komplex. Während die Komplexität das Leben interessant macht und zum Wachstum führt, gibt ihm die Einfachheit Raum zum Atmen. Beides geschieht gleichzeitig. Wie? Du isst zum Beispiel und hast das Gefühl, das Essen sei nun verdaut, nicht wahr? Betrachtest du jedoch den Verdauungsprozess genauer, so erkennst du, dass es sich um einen sehr komplexen Vorgang handelt. Zuerst werden die Kohlenhydrate im Speichel umgewandelt, dann gelangen sie in den Magen, wo sie mit den Magensäften vermischt werden. Dort verbleiben sie eine Weile und werden verdaut. Anschließend passieren sie den Zwölffingerdarm und werden im Dünndarm resorbiert. Die Essenz gelangt dann ins Blut. Im Leben ist es auch so. Die Dunkelheit geht, und das Licht erscheint. Weisheit erwacht, Unwissenheit verschwindet. Das ist ein simultaner Prozess. Wenn du ein Kleidungsstück wäschst, benutzt du Seife. Der Schmutz wird entfernt, während zur gleichen Zeit Sauberkeit eintritt.
Wenn im Leben Wissen kommen und Unwissenheit verschwinden soll, brauchst du einen Guru. Das Guru Prinzip ist notwendig. Auf das Wissen folgt der Fortschritt im Leben. Es reicht nicht aus, Weisheit zu haben, sie muss auch umgesetzt werden. Sie muss nützlich sein.
Was hilft es, wenn ein großer Wissenschaftler davon spricht, das ganze Wissen zu besitzen? Wichtig ist, dieses Wissen im täglichen Leben in der Praxis umzusetzen. Was bringt es, wenn jemand alles über ökologische Landwirtschaft weiß, aber noch niemals Landwirtschaft betrieben hat? Du kannst dir das ganze Wissen aneignen und dann damit sterben. Hast du das Wissen eingesetzt? War es in der Gesellschaft, in der Welt von Nutzen? Sich Wissen anzueignen ist die eine Sache, eine andere ist, fähig zu sein, es anderen zu überbringen und es auch zu nutzen.
Die Bewegung des Wissens ist ein wichtiger Aspekt. Gut, du nutzt zwar das Wissen, aber es gibt kein Resultat. Was bringt es, wenn kein Resultat festzustellen ist? Was ist das Endprodukt? Wieviel Nutzen hat es gebracht? Du hast das Wissen über ökologische Landwirtschaft und hast auch viel gearbeitet, aber das alles hat später nichts ergeben.
Ich möchte euch etwas erzählen. Vor langer Zeit, in den Achtzigerjahren, kam ein Herr aus England in den Bangalore Ashram. Er sagte, er wolle Gartenbau betreiben und viele Bäume pflanzen, und ich stimmte zu. Voller Begeisterung brachte er Töpfe, und wir gaben ihm Samen. Was auch immer er wollte, er bekam es von uns. Seine Kenntnisse waren jedoch nicht für tropisches, sondern für arktisches Klima geeignet. Er säte all die Samen, fügte Pflanzennahrung hinzu und gab ihnen täglich Wasser. Dennoch keimte kein einziger Samen. In keinem dieser hundert Töpfe gab es auch nur einen einzigen jungen Trieb. Der Erfolg war also gleich Null.
Ein Dorfbewohner aus der Umgebung bekam nur ein Viertel der Samen, die der ausgebildete Mann erhalten hatte. Er säte einige der Samen, und konnte viele Tomaten und auch andere Dinge ernten. So oft denken wir, Menschen hätten das Wissen und würden es auch anwenden, aber der Erfolg geschieht durch etwas anderes. Gewöhnlich bezeichnen wir es als Glück und vergessen es.