4. April 2017
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar an der Universität von Tokio
Der Atem hat Auswirkungen auf dein Gehirn und auf deinen Geist.
Es gibt viel zu lernen, wenn du deinen Atem beobachtest und erkennst, was dabei geschieht. Ich möchte mit euch über ein paar Atemtechniken sprechen. Eine davon betrifft die beiden Nasenlöcher. Habt ihr euch jemals gefragt, warum wir zwei Nasenlöcher besitzen? Wir könnten doch ebenso gut nur ein großes Loch haben! Es gibt jedoch einen Grund dafür, dass es nicht so ist. Atmest du durch dein linkes Nasenloch, so wird deine rechte Gehirnhälfte davon beeinflusst, atmest du aber durch dein rechtes Nasenloch, so beeinflusst das deine linke Gehirnhälfte.
Wissenschaftler haben kürzlich herausgefunden, dass die Stoffwechselrate sich verdoppelt, wenn du durch das rechte Nasenloch atmest.
Du bist dir sicherlich bewusst, dass wir als Erstes einen tiefen Atemzug genommen und dann zu weinen begonnen haben, als wir auf diese Welt gekommen sind, nicht wahr? Als letzte Handlung in diesem Leben werden wir ausatmen und andere zum Weinen bringen. Bei der Geburt hast du geweint und alle anderen zum Lachen gebracht, beim Tod nimmst du einen letzten Atemzug und bringst alle anderen zum Weinen. Wenn es nicht so ist, hast du kein gutes Leben gelebt.
Während unseres Leben widmen wir dem Atem sehr wenig, ja, praktisch überhaupt keine Aufmerksamkeit.
Bei Art of Living sprechen wir von vier Energiequellen:
Nahrung – Wenn du es nicht glaubst, dann faste während ein paar Tagen, und du wirst es realisieren. Du wirst deine Energie auch verlieren, wenn du zu viel oder zu wenig isst.
Schlaf – Wenn du es nicht glaubst, dann schlafe eine Nacht lang nicht, und schau, wie du dich am nächsten Tag fühlst!
Atem – Der Atem ist die wichtigste Energiequelle. Durch ihn können wir unserem ganzen Organismus Energie zuführen. Wenn du müde bist, solltest du ein paar Atemübungen anwenden oder deinen Atemrhythmus verändern. Das wird dir helfen, dich voller Energie zu fühlen.
Ein glücklicher oder zufriedener Geisteszustand.
Einige Minuten in Meditation versorgen deinen Organismus mit Energie. Gewöhnlich denken die Menschen, Meditation sei Konzentration, während das Gegenteil zutrifft. Konzentration ist das Ergebnis der Meditation.
Ich möchte euch nun erklären, was wir bei der Sudarshan Kriya tun!
Wenn du genau beobachtest, wirst du erkennen, dass es einen Rhythmus in der Natur gibt, die Jahreszeiten sind ein Beispiel dafür. Genauso ist auch unser Körper einem Rhythmus unterworfen. Zu bestimmten Zeiten wirst du hungrig, zu anderen Zeiten fühlst du dich schläfrig. Das ist der Biorhythmus. Jeder von uns weist einzigartige Rhythmen oder Energiemuster auf, nicht wahr?
Auch im Atem lässt sich ein Rhythmus erkennen. Dieser unterscheidet sich je nach Tageszeit (Morgen, Abend), und auch die verschiedenen Emotionen führen zu einer Änderung des Atemmusters. Bist du glücklich und riechst den Geruch einer Blume, so ist dein Einatmen langsam, gleichmäßig und kraftvoll und löst sich im Ausatmen auf. Bist du frustriert, so ist das Ausatmen stärker.
Auch in den Emotionen oder Gedankenmustern können wir einen Rhythmus feststellen. Der Rhythmus des Atems ändert sich je nach Emotion, die vorhanden ist. Er ändert sich zum Beispiel bei Angst oder Ärger. Der Rhythmus im Organismus verändert sich dem Stresslevel entsprechend.
Die Sudarshan Kriya bringt Harmonie in all diese Rhythmen, sodass das Leben zur Musik werden kann. Nur drei Tage und drei Stunden sind notwendig, um sie zu lernen. Die darauf folgende tägliche Praxis nimmt dann nur zehn Minuten in Anspruch. Für Studenten – insbesondere während der Examenszeit – ist die Sudarshan Kriya ein großer Segen. Auch die intuitiven Fähigkeiten werden durch sie verbessert.
Frage: Japan hat eine der höchsten Lebenserwartungen auf der Welt. Trägt Stress zu dieser Langlebigkei bei?
Stress ist nicht der Grund für die Sterbewahrscheinlichkeit, obwohl er uns auf verschiedene Weise beeinträchtigen kann. Durch die Steigerung der Stresshormone werden wir anfälliger für Krankheiten. Du magst zwar leben, wirst aber krank sein. Stressbewältigung hingegen hält dich gesund. Möglicherweise hängt Japans Langlebigkeit mit den Ernährungsgewohnheiten des Landes zusammen. Die Menschen essen weniger, bevorzugen gesunde Nahrungsmittel und haben regelmäßige Mahlzeiten.